
La Pigna war das Herz eines San Remos, das nicht mehr existiert. Die Altstadt ist heute der schlichteste Teil der Stadt, aber noch immer der natürlichste. Sie setzt sich aus einem Gewirr von überdachten Gässchen und kleinen Plätzen zusammen, an denen eine Schar Häuser liegt, die oft von Stützpfeilern gehalten werden müssen. Ein Gemisch aus trüben Farben und tiefer Stille; ein Eindruck, den der Massentourismus von heute nicht zu schätzen weiß. La Pigna kann nur zu Fuß besucht werden. Der Rundgang beginnt an der piazza Santo Stefano und steigt an bis zu dem Heiligtum der Madonna della Costa, dem wichtigsten religiösen Bauwerk der Stadt. Um es dem Besucher zu erleichtern, zeichnen wir hier einen Teil der Wegstrecke nach. Zu allererst muss man sich aber die Herkunft des Namens von La Pigna vor Augen führen. Pigna heißt auf Deutsch Tannenzapfen. Der Name hängt mit der Beschaffenheit des Viertels zusammen; die Häuser ranken sich so um den Hügel an dem sie liegen, das sie wie die Schuppen eines Tannenzapfens erscheinen.
Die Kernstadt wurde um das Jahr 1000 herum befestigt. Ihre Festungsanlagen erweiterten und erneuerten die Bewohner bis ins 16. Jahrhundert immer wieder, um die Stadt gegen Piratenangriffe zu wappnen. La Pigna beginnt an der Porta di Santo Stefano, ein Torbogen im gotischen Stil aus dem 14. Jahrhundert, der heute die Altstadt von der Neustadt trennt. Hinter dem Tor, am Ende des gleichnamigen Weges, biegt man links in die charakteristischeRivolte San Sebastiano ab, eine überdachte Treppengasse mit hohen verwitterten Stufen, die zu der piazza dell’Oratorio dei Dolori führt (der Name dieses Platzes „Oratorium der Schmerzen“ ist ein Ausdruck der Bruderschaft mit Leiden oder Schmerzen). Der Eingang wird von einem Bogengang aus dem Jahre 1642 überdacht, der mit Fresken aus dem 18. Jahrhundert geschmückt ist. Mit einem Blick auf den herrschaftlichen Palast der Familie Gentile-Spinola steigt man zu der via del Pretorio herab, wo sich Reste eines antiken Türschmucks an dem Haus Nr. 5 befinden. Dann biegt man in die via Palma ab, die Hauptstraße des westlichen Teils des Hanges, an dem das Viertel liegt. Die Hausnummer 21 ist hier das Haus der Familie Manara, „das Beste welches sich 1538 in San Remo befand“ und darum als Gastquartier für Papst Paul III gewählt wurde, der sich auf dem Weg nach Nizza befand. Andere illustre Gäste beherbergte der Palazzo dei conti Sapia Rossi, in via Montà 18, einer Querstraße der via Palma. Hier hielt sich im Jahre 1794 der General Napoleon Bonaparte auf.
Wieder auf der via Palma geht man weiter bis man zu der piazza San Giuseppe kommt, auf der sich die gleichnamige Kirche erhebt. Der Grundstein der Kirchechiesa di San Giuseppe wurde am Ende des 17. Jahrhunderts gelegt. Fertig wurde die Kirche aber erst im 19. Jahrhundert. Über dem äußeren Torbogen am Eingang begrüßt einen die Statue des Heiligen San Giuseppe. Betritt man die Kirche, so findet man eine vielseitige Dekoration vor. Im Zentrum der Kuppel bezeugt das Wappen San Remos die zivile Bedeutung der Kirche, in der sich die Gilden der Maurer (Kapelle links vom Altar) und der Landwirte (Kapelle zur rechten) versammelten. Der marmorne Hauptaltar ist das Werk des selben Künstlers, Soli, der auch die Nobel, Angerer und Fiorentina Villen entwarf, die zu den schönsten der Stadt zählen. Über dem Altar der Kirche kann man ein Kruzifix aus dem 16. Jahrhundert bewundern. Im Zentrum des Presbyteriums steht ein weiterer Altar aus Stein, der mit seinen eingemeißelten Dekorationen im Basrelief einem antiken Sarkophag ähnelt. In Wirklichkeit handelt es sich aber um eine Tränke für Maultiere und Pferde, die die Kommune im Jahr 1928 für den Kutschenparkplatz beim Bahnhof anschaffte.
In den 50er Jahren verschwanden die Kutschen aus dem Straßenbild der Stadt und die Kommune entfernte die nun überflüssige Tränke von dem Parkplatz. Der Pfarrer von San Giuseppe beschloß die Tränke zu übernehmen und sie auf originelle Weise als Altar zu nutzen. Auch das Taufbecken, das sich neben der rechten Kapelle befindet, war ursprünglich ein Brunnenbecken in einem Garten. Zum Schluß sind noch die sechseckigen Marmorfliesen beachtenswert, die in der Nähe des Beichtstuhls zu finden sind und in sich eine fossile Muschel hüten.
Auf dem Gipfel des Hügels von La Pigna thront das unverwechselbare Bauwerk der Madonna della Costa, wie das Heiligtum in San Remo genannt wird. Dieses Gebäude aus dem 17. Jahrhundert war über lange Zeit hinweg ein sicherer Anhaltspunkt für Schiffe, die sich San Remo näherten. Im prächtig mit Marmor und Stuck ausgeschmückten Inneren befinden sich einige Holzstatuen von Maragliano und Gemälde von Domenico Fiasella, Giulio Cesare Procaccini und Bartolomeo Guidobono. Über dem Hauptaltar hängt das ovale Ölbildnis der Madonna della Costa, das von Nicolò da Volti geschaffen wurde.