Es war die Zarin Maria Aleksandrovna (Frau des Zaren Alexander II) die mit ihrem Aufenthalt im Winter 1874/ 1875 die Gewohnheit vieler Russen einläutete, die kalte Jahreszeit in San Remo zu verbringen. Als Zeichen der Dankbarkeit gegenüber der gastfreundlichen Stadt, stiftete sie Palmen für die Allee entlang des Meeres. Im Gegenzug benannten die Stadtväter die Allee nach ihr – corso Imperatrice – die bis heute so heißt.
Der russische Autor A.K. Tolstoj (ein entfernter Verwandter von Leon Tolstoj) verbrachte seinen letzten Winter am Hof der Zarin in San Remo. Aus seinen Briefen kann man gut die Atmosphäre des Lebens der Russen an der italienischen Küste erkennen.
Dem Beispiel der Zarin folgend begann die russische Aristokratie ihre Winter in San Remo zu verbringen – die Mitglieder des imperialen Hauses mit eingeschlossen. Der Großherzog Aleksej Michajlovic, der an Tuberkulose litt, kam 1895 nach San Remo um seine Krankheit zu kurieren und verstarb hier im Alter von nur 20 Jahren (sein Grab ist in der Kathedrale Sankt Peter von Sankt Petersburg). Im ausgehenden 19. Jahrhundert hielt sich der Großherzog Sergej Michajlovic in der Villa Flora auf, dem später –ebenso wie der Zarin Maria Aleksandrovna- die Idee des Baus einer russischen Kirche zugeschrieben wurde. Viele aristokratische Familien, wie beispielsweise die Olsufev, die Seremetev und die Demidov, besaßen Villen um den Winter in San Remo zu verbringen. Auch viele Russen, die an Tuberkulose erkrankt waren wählten San Remo als Kurort. In der Stadt entstanden ein russisches Bad, ein russischer Bäcker und eine russische Apotheke.
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts nahm die Idee auch eine russische Kirche zu bauen immer mehr Gestalt an, aber das Projekt wurde lange Zeit aufgrund knapper finanzieller Mittel vernachlässigt. Bis 1908 die russische Kapelle auf dem Friedhof geweiht wurde, wurden die Liturgien beizeiten in einigen privaten Kirchen abgehalten wie in der Villa von Frau Strekalova (Villa Gloria) und im Gebäude Nr. 22 der via Roma. 1910 wurde ein Überwachungskomitee (später in Baukomitee umgenannt) eingesetzt. V. K. Sabler, ein Senator und früherer Anwalt von Santo Sinodo, der sich 1882 sechs Monate zur Kur in San Remo aufgehalten hatte, bekam den Vorsitz. Seinen Worten nach hat er „am eigenen Leibe erfahren wie wichtig eine Kirche in einer Stadt ist, die von vielen Tausenden Kranken besucht wird“. 1911 wurde Sabler erneut Anwalt von Santo Sinodo und sein Projekt in San Remo bekam einen bemerkenswerten Vorschub.
Am 12. März 1912 verabschiedete der russische Zar Nikolas II ein Dekret, welches das Komitee von San Remo billigte, und erlaubte „eine Spendensammlung in Russland“ – er selbst steuerte Zweitausend Rubel bei.
Die lokalen Autoritäten akzeptierten das russische Projekt und wollten auch das Land zur Verfügung stellen, auf dem die Kirche erbaut werden könne. Letzteres ist aber nie geschehen. Das Baukomitee machte einen idealen Platz im Stadtzentrum ausfindig, gegenüber vom Bahnhof und symbolisch am Anfang des corso Imperatrice gelegen. Im Mai 1912 kaufte das Komitee das Land von dem Geld, das in Russland für das Projekt gesammelt worden war (18.000 Rubel) und registrierte es unter dem Namen von Graf Tallevici. Die ersten Skizzen der Kirche erstellte der Architekt A.V. Scusev, der als Experte der russischen religiösen Architektur galt. Scusev renovierte zu der Zeit die antike Kathedrale von Ovruc und war für den Bau des Klosters Marta und Maria verantwortlich. Fast mit Sicherheit wurde er auf das Projekt in San Remo von seiner Kusine Maria Suchanina aufmerksam gemacht, die an der Riviera ansässig war. Später erklomm Scusev in der Sowjetunion die Karriereleiter und konstruierte das Mausoleum Lenins. Nach San Remo ist Scusev nie gekommen und die konkreten Baupläne wurden von dem lokalen Architekten Pietro Agosti in Zusammenarbeit mit Antonio Tornatori erstellt. Agosti zeichnete das finale Projekt und präsentierte es den zuständigen italienischen Behörden, verfolgte den Bau und kann mit gutem Recht als Hauptverantwortlicher für das Werk bezeichnet werden. Der Architekt war auch ein Mitglied des Stadtrats und nach seinem Tod wurde eine Straße nach ihm benannt – via Pietro Agosti.
Der Grundstein für die Kirche wurde am 26. November (9. Dezember) unter Anwesenheit eines großen Publikums von Vater Nikolaj Akvilonov von Mentone gelegt. Nach der Grundsteinlegung folgte ein Spendenaufruf des Komitees („Katholiken, Lutheraner, Baptisten, Waldenser, alle haben ihre eigenen Kirchen an der italienischen Küste, während…“) aber es wurde nur wenig Geld eingesammelt.
Gegen Ende des Jahres 1913 war nur der Rohbau realisiert, aber „um unseren Gläubigen, die in dieser Jahreszeit ankommen, die Möglichkeit zum Gebet zu geben“ wurde beschlossen die Kirche zu weihen und mit den Liturgien zu beginnen. Der Santo Sinodo sandte den Bischof Vladimir nach San Remo, der am 10. (23.) Dezember gemeinsam mit dem russischen Klerus aus Nizza, Cannes, Mentone und Rom die Liturgie zur Weihung der Kirche zelebrierte, unter Anwesenheit der russischen diplomatischen Delegation und vieler Mitglieder der russischen Kolonie. Während der ersten Liturgie sangen zwei russische Chöre – der aus Nizza und der aus Mentone.
Die Kirche wurde Christus dem Erlöser, der Heiligen Katharina und dem Heiligen Serafim von Sarov gewidmet, obwohl sie zunächst nur dem Erlöser geweiht werden sollte, und heutzutage auch oft in seinem Namen genannt wird.
Die Repräsentanten des anglistischen und protestantischen Klerus gratulierten der russischen Kommune, während die katholischen Priester den Zelebrationen nicht beiwohnten. Nach der Weihung der Kirche lud das Komitee zu einem „russischen Mittagessen“ im Hotel Savoy, während dem man ein Telegramm an den Zaren Nikolas II verfasste, der sich zu der Zeit in Levadija (Krim) aufhielt.
Die neue Kirche wurde der Eparchie von Sankt Petersburg zugeschrieben, unter „die Kirchen in Kurorten außer Landes“. Der erste Rektor von San Remo wurde Nevshij p. Varsonofij.